Digitale Barrierefreiheit in der Versicherungsbranche: BFSG – mehr als eine lästige Pflicht

Eine Person benutzt ein Braille-Display in Kombination mit einer Tastatur, um Inhalte auf einem Computer zu lesen und zu bearbeiten, was eine barrierefreie Nutzung von digitalen Medien für Menschen mit Sehbehinderungen ermöglicht.

Viele Unternehmen ignorieren das BFSG oder setzen es nur halbherzig um – und das, obwohl die gesetzlichen Anforderungen längst klar definiert sind. Wer jetzt nicht handelt, riskiert nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch den Verlust wertvoller Kund:innen.

Trotzdem hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Versicherungen von der neuen Gesetzgebung nicht betroffen sind. Doch das ist ein Trugschluss. In diesem Artikel zeigen wir, warum digitale Barrierefreiheit in der Branche Pflicht ist, welche Vorteile sie bietet und wie Ihr Euer Unternehmen rechtzeitig auf die neuen Anforderungen vorbereitet.

Was bedeutet digitale Barrierefreiheit konkret?

Digitale Barrierefreiheit stellt sicher, dass Websites und digitale Dienstleistungen von allen Menschen genutzt werden können – unabhängig von individuellen Einschränkungen. Das bedeutet unter anderem:

  • Klare, verständliche Sprache
  • Strukturierte und gut lesbare Inhalte
  • Tastaturbedienbarkeit für Menschen mit motorischen Einschränkungen
  • Alternativtexte für Bilder und Videos
  • Hoher Kontrast und anpassbare Schriftgrößen

Warum ist digitale Barrierefreiheit für Versicherer besonders wichtig?

Versicherungen tragen eine gesellschaftliche Verantwortung. Kund:innen müssen ihre Policen verstehen, Schadenmeldungen einreichen oder Informationen zu ihren Verträgen abrufen können – und das ohne Barrieren. Fehlende digitale Barrierefreiheit bedeutet für viele Menschen den Ausschluss von essenziellen Dienstleistungen.

Doch es geht nicht nur um Fairness: Ab dem 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft und verpflichtet Versicherungsunternehmen zur digitalen Barrierefreiheit. Wer die Vorgaben nicht einhält, riskiert Abmahnungen, Bußgelder und erhebliche Imageverluste.

Gilt das BFSG denn auch für Versicherungen?

„Versicherungen sind vom Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) gar nicht betroffen.“ – Ein Mythos, der sich hartnäckig hält.

Tatsächlich werden Versicherungen im §1 Abs. 3 BFSG nicht explizit genannt. Doch daraus eine generelle Ausnahme abzuleiten, wäre ein fataler Irrtum. Denn das Gesetz bezieht sich auf „Dienstleistungen im elektronischen Geschäftsverkehr“ – und darunter fallen zahlreiche digitale Angebote von Versicherungen.

Dazu gehören unter anderem:

  • Online-Abschluss von Versicherungsverträgen
  • Digitale Schadenmeldungen
  • Kundenportale zur Vertragsverwaltung
  • Mobile Versicherungs-Apps

Kurz gesagt: Sobald eine Versicherung digitale Dienstleistungen anbietet, greift das BFSG. Wer sich darauf verlässt, nicht betroffen zu sein, riskiert spätestens ab Juni unangenehme Konsequenzen.

Ein Finger berührt ein digitales Icon, das mit Symbolen wie Versicherung, Schutz, Haus und Auto umgeben ist, was auf das Thema digitale Barrierefreiheit und Versicherung hinweist.
Eine Versicherung, die digitale Dienstleistungen anbietet, wird ab dem 28.06.25 zur digitalen Barrierefreiheit verpflichtet

Wo stehen Versicherungsunternehmen aktuell?

Sowohl eine schnelle interne Recherche als auch die aktuelle PPI-Analyse zeigt: Die meisten Versicherungswebsites erfüllen die Anforderungen nicht. Selbst große Anbieter haben oft nur unzureichende oder fehlerhafte Umsetzungen. Typische Probleme sind:

  • Schlecht lesbare Texte – zu kleine Schriftgrößen, geringe Kontraste oder komplexe Formulierungen
  • Fehlende Alternativtexte und Untertitel – Bilder, Grafiken und Erklärvideos sind für Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen nicht zugänglich
  • Technische Barrieren – CAPTCHAs setzen visuelle Wahrnehmung voraus, PDF-Formulare sind nicht barrierefrei, und interaktive Elemente lassen sich oft nur mit der Maus bedienen

Für viele Kund:innen bedeutet das somit: Versicherungsleistungen bleiben schwer zugänglich oder sogar unerreichbar.

Brauchen wir mehr Druck, damit digitale Barrierefreiheit endlich mehr Priorität bekommt?

Wisst Ihr noch, wie es war, als die DSGVO in Kraft trat? Obwohl die Verordnung bereits 2016 beschlossen wurde, nahm der Druck erst mit der Übergangsfrist richtig Fahrt auf: hohe Strafen, strikte Kontrollen und eine große mediale Präsenz. Beim Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist das jedoch noch anders. Es gibt zwar gesetzliche Vorgaben und mögliche Sanktionen, doch die öffentliche Aufmerksamkeit fehlt bislang. Es gibt keinen sofortigen Druck durch hohe Strafen oder mediale Skandale – das Thema fühlt sich noch wie eine „weiche“ Verpflichtung an.

Doch das kann sich schnell ändern. Verbraucherschutz- und Behindertenverbände fordern zunehmend eine konsequentere Umsetzung des BFSG. Erste Abmahnungen oder Klagen könnten die Dynamik schnell verändern. Muss also erst ein „Aha-Erlebnis“ kommen, damit gehandelt wird?

Digitale Barrierefreiheit als Business-Booster: Warum Versicherungen jetzt handeln sollten

In gut drei Monaten tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) nun in Kraft – und trotzdem bleibt das Thema oft noch auf der langen Bank. Doch die digitale Barrierefreiheit ist weit mehr als nur eine gesetzliche Verpflichtung: Sie ist eine Chance, die viele Versicherungen noch nicht erkannt haben.

Die Vorteile, die eine barrierefreie digitale Präsenz mit sich bringt, sind vielfältig. Barrierefreiheit verbessert nicht nur die Nutzererfahrung für Menschen mit Einschränkungen, sondern auch für alle anderen Besucher. Eine gut strukturierte und barrierefreie Website führt zu einer besseren Performance – sie lädt schneller, ist übersichtlicher und lässt sich intuitiver bedienen. Das sorgt für weniger Absprünge und eine deutlich bessere Conversion-Rate. Darüber hinaus wird eine barrierefreie Website von Google bevorzugt, was zu einer besseren Sichtbarkeit in den Suchergebnissen führt. So profitieren Versicherungen durch eine gesteigerte Reichweite und mehr potenzielle Kund:innen.

Doch der wahre Gewinn liegt auch in der Erschließung neuer Zielgruppen. Menschen mit Behinderungen machen beinahe 10% der deutschen Bevölkerung aus, und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, eröffnet Versicherungen den Zugang zu bislang unerschlossenen Märkten. Wenn Versicherungen ihre digitalen Angebote barrierefrei gestalten, zeigen sie Verantwortung und zukunftsorientiertes Handeln und positionieren sich als Unternehmen, das sich den Bedürfnissen aller Kundengruppen stellt.

Diese Kombination aus besserer Performance, höherer Sichtbarkeit und erweiterten Zielgruppen sorgt nicht nur für ein stärkeres Image, sondern ist auch ein echter Wettbewerbsvorteil. Wer jetzt auf digitale Barrierefreiheit setzt, kann sich sicher sein, nicht nur gesetzlich auf der sicheren Seite zu sein, sondern auch die Weichen für nachhaltigen Erfolg zu stellen.

Digitale Barrierefreiheit mit Overlays: Eine pragmatische Lösung

Es gibt also viel zu tun für die Versicherungen. Doch vielen graut es noch vor der Vorstellung, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Dabei muss der Prozess gar nicht so aufwändig, kostspielig und technisch komplex sein. Eine der pragmatischsten Lösungen für den Einstieg bieten Overlay-Tools. Auch wenn sie aktuell oft in der Kritik stehen, weil sie nicht alle Barrieren beseitigen können, sind sie eine effiziente Möglichkeit, die digitale Barrierefreiheit schnell und kostengünstig zu verbessern – gerade für Versicherer, die noch am Anfang ihrer Reise stehen.

Overlay-Tools ermöglichen eine schnelle Anpassung bestehender Webseiten, ohne tief in den Code eingreifen zu müssen. Sie bieten die Möglichkeit, wichtige Funktionen wie Schriftgrößenänderungen, Kontrasteinstellungen und die Anpassung von Navigationselementen bereitzustellen. Diese Anpassungen können insbesondere für Menschen mit visuellen oder motorischen Einschränkungen eine enorme Verbesserung der Nutzererfahrung bedeuten.

Für Unternehmen ist diese Lösung attraktiv, da sie mit überschaubarem Aufwand und relativ geringen Kosten eine erste Hürde im Bereich der Barrierefreiheit überwinden. Gerade kleine und mittelständische Versicherungen, die nicht über die Ressourcen verfügen, ihre gesamte Webseite umfassend anzupassen, profitieren von dieser schnellen Implementierung.

Doch so hilfreich Overlay-Tools auch sind – sie sind keine vollumfängliche Lösung. Sie können strukturelle Barrieren, die durch Design und Architektur der Webseite entstehen, nicht beheben. Ein einfaches Overlay kann beispielsweise nicht verhindern, dass eine schlecht strukturierte Webseite schwer verständlich oder unübersichtlich bleibt. Die Integration in eine langfristige Strategie der digitalen Barrierefreiheit sollte daher unbedingt auch eine grundsätzliche Überarbeitung der Webseite beinhalten, bei der Barrierefreiheit von Anfang an mitgedacht wird.

Trotz dieser Einschränkungen sind Overlay-Tools ein sinnvoller erster Schritt. Sie verbessern die Nutzererfahrung sofort und tragen dazu bei, dass Versicherungen ihre Verantwortung wahrnehmen, ohne sofort große Investitionen tätigen zu müssen. Als ergänzende Maßnahme bieten sie eine schnelle Lösung, die keine langwierigen Planungsprozesse oder große Umstellungen erfordert.

Overlay-Tool können schnell und unkompliziert für digitale Barrierefreiheit sorgen

Fazit: Jetzt handeln, bevor es zu spät ist

Digitale Barrierefreiheit ist längst kein „Nice-to-have“ mehr – sie ist eine gesetzliche Pflicht und zugleich eine große Chance für Versicherungen. Wer sich jetzt mit dem Thema beschäftigt, profitiert nicht nur von einer besseren Nutzererfahrung, sondern sichert sich auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Denn Barrierefreiheit bedeutet nicht nur Inklusion, sondern auch mehr Reichweite, bessere Performance und langfristig zufriedene Kund:innen.

Die Umsetzung mag auf den ersten Blick herausfordernd wirken, doch es gibt bereits pragmatische Lösungen, die den Einstieg erleichtern. Wichtig ist, jetzt aktiv zu werden – bevor der Druck durch Abmahnungen, Bußgelder oder mediale Aufmerksamkeit steigt. Versicherungen, die Barrierefreiheit frühzeitig ernst nehmen, positionieren sich als Vorreiter und setzen ein klares Zeichen für Kundennähe und digitale Zukunftsfähigkeit.

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