Digitale Barrierefreiheit geht uns alle an
Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen, gleichberechtigten Zugang zu digitalen Informationen und Dienstleistungen haben. In unserer zunehmend digitalisierten Welt ist dieser Zugang essenziell, um Teilhabe und Inklusion zu gewährleisten. Barrieren im digitalen Raum können verschiedene Formen annehmen – von fehlenden Alternativtexten für Bilder, über komplizierte Sprachstrukturen bis hin zu unzureichenden Kontrasten auf Webseiten.
Das Ziel der digitalen Barrierefreiheit ist es, solche Hürden abzubauen und digitale Inhalte für alle zugänglich zu machen. Dies erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch ein Umdenken in Bezug auf Design und Nutzerfreundlichkeit. Es geht darum, eine inklusive digitale Umgebung zu schaffen, in der jeder die Möglichkeit hat, Informationen zu erhalten und an der digitalen Gesellschaft teilzunehmen.
Mit der bevorstehenden gesetzlichen Verpflichtung zur digitalen Barrierefreiheit ab 2025 stehen Unternehmen und Organisationen vor neuen Herausforderungen. Doch diese Entwicklung bietet auch eine große Chance: Barrierefreiheit kann die Reichweite und Nutzbarkeit digitaler Angebote erheblich verbessern und somit einen echten Mehrwert für ALLE Nutzer schaffen.
Unsere Partnerschaft mit „Wir für Vielfalt“
Bereits seit 2021 unterstützt die PiAL Consult GmbH ein soziales Projekt, das uns besonders am Herzen liegt: „Wir für Vielfalt“. Diese digitale Plattform entstand im Rahmen des Hackathons #wirfuerschule2020, an dem auch ein damaliger Kollege von uns teilnahm. Zwischen „Wir für Vielfalt“ und der PiAL entwickelte sich eine CSR-Partnerschaft. Einige Kollegen, darunter auch Doreen, wirkten maßgeblich an der Entwicklung und dem Design des Webauftritts mit. Durch viele Termine und Gespräche gelang es uns, das Design, die Struktur und die Logik der Website auf ein neues Level zu heben.
Wir stehen regelmäßig im Austausch mit Stana Schenck, der Projektleiterin von „Wir für Vielfalt“, und ihrem Team. Daher lag es nahe, sie als Expertin zum Thema digitale Barrierefreiheit zu interviewen. Wir freuen uns sehr, dass sie sich Zeit genommen hat, unsere Fragen zu beantworten und Euch damit einen tiefen Einblick in das Thema und viele wertvolle Expertentipps mitgeben konnte.
Im nachfolgenden Interview erfahrt Ihr, welche Schritte Unternehmen gehen können, um ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten, welche häufigen Fehler vermieden werden sollten und welche Tools und Technologien dabei unterstützen können. Stana teilt ihre umfangreichen Erfahrungen und gibt praxisnahe Tipps, die Euch helfen können, digitale Barrierefreiheit in Eurem eigenen Umfeld umzusetzen.
Außerdem hat Stana das Interview in Leichte Sprache übersetzt. Dazu hat sie im 1. Schritt ChatGPT benutzt. Sie hat den kompletten Text dort eingefügt mit der Bitte, folgende Regeln zu befolgen: „Schreibe den Text neu. Benutze diese Regeln für Einfache Sprache: Ein Satz sollte nicht mehr als 15 bis 20 Wörter haben. In einem Satz sollte möglichst nur ein Komma stehen. Vermeide Einschübe und Schachtelsätze. Benutzen möglichst keine Fremdwörter. Erkläre schwierige und lange (zusammengesetzte) Wörter. Schreibe nur eine Information pro Zeile.“ Das Ergebnis von ChatGPT hat sie anschließend noch etwas editiert. Das ging jedoch relativ schnell, da bereits der Rohtext ziemlich gut war. Die Variante in Leichter Sprache haben wir direkt unter dem ursprünglichen Interview eingefügt, damit Ihr einen direkten Vergleich habt.
Frage: Liebe Stana, würdest Du Dich sowie „Wir für Vielfalt“ bitte kurz vorstellen?
Der gesellschaftliche Zusammenhalt aus der Perspektive von benachteiligten Menschen hat mich immer schon interessiert. Deshalb bin ich nach meinem Wirtschaftsstudium in die Zivilgesellschaft gegangen. 2018 gründete ich die gemeinnützige inclution.org mit. Alle Projekte, an denen ich bisher beteiligt war, stärken inklusive Bildung. Neben Projekten wie „Wir für Vielfalt“, die ich mit inclution.org entwickle, ist inklusive Erinnerungskultur ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Denn Inklusion entsteht nicht einfach so. Sie ist eine bewusste Handlung. Im DE&I Ansatz steht Inklusion für „Action“. Diversity is a fact, Inclusion is an act. Das hilft zu verstehen, dass wir alle einen Beitrag leisten können und sollen.
Die Plattform „Wir für Vielfalt“ hilft Schulen, diversitätssensible Bildungsangebote der Zivilgesellschaft zu recherchieren. Wir wissen, dass Lehrkräfte in ihrem Alltag wenig Zeit haben, nach neuen Lehrinhalten zu suchen und diese in ihrem Unterricht zu implementieren. Auf wirfürvielfalt.de finden sie inzwischen fast 300 Diversity-Angebote zu allen Vielfaltsthemen. Wir haben viele hilfreiche Filterfunktionen erstellt. So können Nutzer*innen die Materialien, Begegnungsangebote oder Selbstwirksamkeitsprojekte finden, die zu ihrem konkreten Unterricht und für ihre Gruppe gut passen.
„Wir für Vielfalt“ entstand im Hackathon #wirfürschule und das tolle ist, dass die Webentwicklung und der Webdesign in einer CSR-Partnerschaft mit der PiAL Consult besteht.
Frage: Was bedeutet für Dich digitale Barrierefreiheit und warum ist sie so wichtig?
Wir leben in einer Welt, in der bestimmte Personen ganz selbstverständlich einen einfachen, leichten Zugang zu Informationen und damit zu Teilhabe haben. Sie können an Prozessen partizipieren, mitgestalten und mitentscheiden. Es gibt aber auch Menschen, denen dieser Zugang verwehrt wird. Eine Treppe bedeutet für einen Menschen im Rollstuhl keinen Zugang in ein Gebäude. Und damit keine Teilhabe an allem, was in diesem Gebäude passiert. So ist es auch mit der Online-Welt. Werden z.B. Bilder nicht mit Bildbeschreibungen (Alternativtext) versehen, können Menschen mit Sehbeeinträchtigung keine Information aus dem Bild ziehen. Sind Texte sehr kompliziert geschrieben, können Menschen, die Deutsch (noch) nicht gut sprechen und lesen und Menschen mit Lernschwierigkeiten keine Informationen bekommen.
Eine Säule der digitalen Barrierefreiheit bedeutet, das Wissen, das online zur Verfügung steht, und soziale Begegnungen, die online stattfinden, für alle Menschen zugänglich sein sollen. Dazu müssen wir die Barrieren erst kennen, dann sukzessive abbauen und schließlich unser Angebot stetig verbessern. Zum einen helfen Standards wie BITV 2.0. Aber auch das Einbinden des Feedbacks von vulnerablen Zielgruppen.
Frage: Welche Veränderungen im Bereich digitale Barrierefreiheit wünschst Du Dir als Mutter und als Aktivistin am dringendsten?
Neben der statischen Barrierefreiheit, die ich oben beschrieben haben, wünsche ich mir, dass marginalisierte Perspektiven an der Entwicklung von neuen digitalen Angeboten mitwirken. Gerade KI macht mir in Bezug auf Repräsentanz Sorgen. Mit welchen Inhalten wird KI gefüttert? Welche Lösungsvorschläge kann KI generieren? Sind die Lösungen in ihren Ansätzen diversitätssensibel angelegt? Welche Perspektiven finden nicht statt? Wir müssen aufpassen, dass in der KI-Welt die Lebenswirklichkeit von Menschen mit Behinderung nicht verloren geht. Aber auch die Tatsache, dass wir in einer Migrationsgesellschaft leben. Zudem ist der sichtbare Wissensraum von weißen und männlichen Narrativen geprägt. Die Sichtweisen von BIPoC (Schwarze, Indigene und People of Color), weibliche und queere Perspektiven sind immer noch unterrepräsentiert. Ähnlich steht es um Vielfalt der Religionen und Altersvielfalt.
Diskriminierungssensible Digitalität umfasst möglichst alle diese Vielfaltsperspektiven gleichwertig. Und das von Anfang an. Nicht erst auf der User-Ebene.
Digitale Barrierefreiheit bedeutet für mich also viel mehr, als dass alle Menschen als Konsument*innen Zugang zu digitalen Produkten haben. Vielmehr geht es um die Partizipation von diversen Perspektiven an der Gestaltung dieser Produkte. Diesen umfassenden Blick auf Inklusion vertreten wir auch mit der Plattform WirfuerVielfalt.de.

Frage: Im kommenden Jahr wird digitale Barrierefreiheit für alle Websites und Apps gesetzlich vorgeschrieben. Wie findest Du das? Ist das Gesetz konsequent genug?
Die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit und das deutsche Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sind gute und wichtige Schritte. Alle, die digital unterwegs sind, müssen sich mit Barrierefreiheit befassen. Es ist ein Lernprozess. Gerade die Menschen, die Barrierefreiheit im Netz nicht auf dem Schirm haben, beginnen, sich damit auseinanderzusetzen. Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis von Teilhabe und der eigenen Verantwortung, einen Beitrag dazu zu leisten. Die Zielgruppe ist im Hinblick auf ihre Bedarfe nicht homogen. Das müssen digitale Angebote berücksichtigen. BFGS bietet hierzu eine gute Grundlage des Gelingens.
Frage: Welche ersten Schritte würdest Du Unternehmen empfehlen, die gerade erst beginnen, sich mit digitaler Barrierefreiheit auseinanderzusetzen?
Wichtig ist, das eigene Angebot zu checken. Was ist bereits da? Zum Beispiel, arbeiten wir bereits mit Texten, die Screen Reader gut lesen können? Nutzen wir Überschriften? Wie sieht es mit Kontrasten aus? Es gibt einfache Tools, mit denen die eigene Farbgebung ausgewertet werden kann (z.B. Color Contrast Checker). Neben der technischen Umsetzungsstrategie sind Sensibilisierungsmaßnahmen empfehlenswert. Ein Workshop mit Expert*innen mit Behinderung kann einen Einstieg schaffen. Es gibt viele Aktivist*innen und Initiativen, die Aufklärungsarbeit leisten. Einige listen wir auf der Plattform WirfürVielfalt.de.
Frage: Gibt es bestimmte Technologien und Tools, die Du empfehlen kannst, um Websites barrierefrei zu gestalten?
Es gibt Tools, die partiell auf eine bestimmte Barriere abzielen. Wie zum Beispiel Übersetzungen in Leichter Sprache. Hier bietet SUMM AI oder die Capito App KI-gestützte Lösungen an. AccessiBe liefert umfangreiche Widgets für diverse Bedarfe wie Sehbeeinträchtigung, ADHS, Autismus etc. Zudem kann man mit dem Tool die eigene Webseite auf die angebotenen Aspekte der Barrierefreiheit überprüfen lassen. Ein tolles Tool ist auch das Tool DIGIaccess.
Frage: Gibt es häufige Fehler, die bei der Umsetzung von Barrierefreiheit gemacht werden?
Barrierefreiheit ist nicht mit einem einmaligen Schritt abgetan. Oft werden Unterseiten für Leichte Sprache angelegt und doch nicht gepflegt. Barrierefreiheit muss als Querschnittsaufgabe verstanden werden. Sie braucht Ressourcen und stetige Überprüfung. Gut gemeint ist oft nicht gut gemacht.
Dazu sollen wir ein Blick auf unsere Sprache werfen. Wie sprechen und schreiben wir über Behinderung? Wie über andere marginalisierte Gruppen? Der Verein Sozialhelden hat mit dem Projekt Leidmedien eine hilfreiche Übersicht erstellt, welche Begriffe und Formulierungen ausgrenzen und welche respektvoll sind. Ähnliche Übersichten gibt es auch zur Rassismus-kritischen Sprache und aus dem Bereich der queeren Bildung. Es lohnt sich, reinzuschauen.
Frage: Kennst Du ein Beispiel für eine besonders gut umgesetzte barrierefreie Website?
Ein gutes Beispiel liefert die Webseite des Landesmuseums Hannover. Sie nutzen das Tool DIGIaccess mit Einstellungen für diverse Bedarfe.
Gehörlose Nutzer*innen erreicht man am besten über ein zusätzliches Video in der Deutschen Gebärdensprache. Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben (ISL e.V.) hat Gebärdensprache zusätzlich in die Menüleiste integriert.
Auf unserer Landingpage inclution.org haben wir, neben der Leichten Sprache, noch Schriftgröße und Kontraste eigenständig in der Menüleiste abgebildet.
Frage: Wie siehst Du die Zukunft der digitalen Barrierefreiheit aus? Welche Entwicklungen erwartest oder erhoffst Du Dir?
Webseiten, digitale Tools und Apps können den Unterschied in Bezug auf den Zugang zu Teilhabe für viele benachteiligte Menschen ausmachen. Die Nutzung der Smartphones ist für viele Menschen nicht mehr wegzudenken. Sie übernehmen heute schon viele Aufgaben als Assistenz im Alltag. Immer dann, wenn ihre Bedarfe in der Entwicklung dieser Apps mitgedacht werden, profitieren weitaus mehr Personen von den Vorteilen des barrierefreien Zugangs. Beispiel VBB easy App. Sie ist für Menschen mit Lernschwierigkeiten konzipiert, damit sie sich selbstständig Verbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im Raum Berlin aussuchen können. Davon profitieren aber auch ältere Menschen, oder Menschen, die größere Symbole und Schrift brauchen.
Ich hoffe, dass Barrierefreiheit in der Zukunft nicht mehr als Add-on verstanden wird, sondern als selbstverständliches und unabdingbareres Merkmal des digitalen Raums.
Frage: Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Bemühungen nachhaltig und nicht nur eine einmalige Anpassung sind?
Digitale Barrierefreiheit als Querschnittsaufgabe kann nur dann nachhaltig im Unternehmen erfolgreich verankert werden, wenn Diversität als Wert in allen unternehmerischen Bereichen mitgedacht wird. Welche Perspektiven sind im Unternehmen vertreten, was prägt die Unternehmenskultur, welche Sensibilität und organisatorische Flexibilität sind in den Strukturen vorhanden? Arbeiten Menschen mit Behinderungen im Unternehmen mit oder werden Dienstleistungen an Werkstätten für behinderte Menschen ausgelagert? Es bedarf einer ganzheitlichen Diversitäts-Strategie. Die Herstellung der digitalen Barrierefreiheit ist dann nur die logische Konsequenz.
INTERVIEW IN LEICHTER SPRACHE
Liebe Stana, kannst Du Dich und „Wir für Vielfalt“ kurz vorstellen?
Ich interessiere mich für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Besonders schaue ich auf den Bedarf von benachteiligten Menschen.
Ich habe Wirtschaft studiert und arbeite in der Zivil-Gesellschaft.
2018 habe ich die inclution.org mit-gegründet.
Inclution.org ist gemeinnützig.
Inclution steht für Inclusive Solutions,
das bedeutet inklusive Lösungen.
Wir machen Projekte für inklusive Bildung.
Zum Beispiel bauen wir die Plattform „Wir für Vielfalt“ auf.
Ich setze mich auch für inklusive Erinnerungs-Kultur ein.
Inklusion passiert nicht einfach so.
Sie ist eine bewusste Handlung.
Im DE&I-Ansatz steht Inklusion für das Handeln.
DE&I ist eine Abkürzung für englische Begriffe:
“Diversity” (Vielfalt), Equity (Gleichstellung)
und Inclusion (Inklusion).
Anders gesagt: Vielfalt ist da, Inklusion gestalten wir.
Damit wir gleichberechtigt leben können.
Wir alle müssen etwas beitragen, damit Inklusion gelingt.
Die Plattform „Wir für Vielfalt“ hilft Schulen.
Lehrkräfte haben wenig Zeit, nach neuen Inhalten zu suchen.
Auf wirfürvielfalt.de gibt es fast 300 Angebote zu allen Vielfaltsthemen.
Wir haben viele Filter-Funktionen erstellt.
Lehrkäfte können passende Projekte für ihren Unterricht finden.
„Wir für Vielfalt“ entstand im Hackathon #wirfürschule im Jahr 2020.
Die Webentwicklung und das Webdesign machen wir in einer CSR-Partnerschaft mit PiAL Consult.
PiAL ist ein Unternehmen aus Hamburg.
CSR bedeutet in Englisch: Corporate Social Responsibility.
CSR bedeutet in Deutsch: Soziale Verantwortung im Unternehmen.
Was bedeutet digitale Barrierefreiheit für Dich und warum ist sie wichtig?
Einige Menschen haben einen leichten Zugang zu Informationen.
Andere Menschen haben einen schweren oder keinen Zugang.
Eine Treppe bedeutet für einen Rollstuhlfahrer,
er hat keinen Zugang zu einem Gebäude.
Diese Person kann an den Angeboten,
die in dem Gebäude stattfinden, nicht teilhaben.
Das kann auch im Internet passieren.
Menschen mit Sehbehinderung wissen nicht,
was Bilder ohne Beschreibungen bedeuten.
Menschen, die Deutsch nicht gut lesen können,
können schwere Texte nicht verstehen.
Internet muss für alle Menschen zugänglich sein.
Dann gibt es die digitale Barrierefreiheit.
Wir müssen die Barrieren kennen und abbauen.
Wir müssen unsere Angebote verbessern.
Es gibt dazu Regeln. Zum Beispiel BITV 2.0..
BITV bedeutet: Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung.
Auch die Rückmeldung von betroffenen Personen hilft,
Sachen besser zu machen.
Was sind die häufigsten Barrieren im Internet?
In sozialen Medien gibt es viele Bilder und Videos.
Manchmal steht die Information im Text.
Es ist einfach, diese Zugänge zu verbessern:
- Bilder brauchen Beschreibungen (Alternativtext).
- Videos brauchen Untertitel.
- Texte sollen leicht und verständlich sein.
- wir schreiben eine Aussage pro Zeile.
- Wir benutzen einfache Sätze und keine Fremdwörter.
- Wir erklären Abkürzungen.
Diese Regeln schließen Menschen mit Sehbehinderung,
gehörlose Menschen und Menschen mit Lernschwierigkeiten ein.
Welche Veränderungen im Bereich digitale Barrierefreiheit wünschst Du Dir als Mutter und als Aktivistin am dringendsten?
Ich wünsche mir, dass auch benachteiligte Gruppen mitreden dürfen.
Das gilt besonders bei der Entwicklung von neuen digitalen Angeboten.
Ich mache mir Sorgen wegen Künstlicher Intelligenz (KI).
Ich stelle mir Fragen:
Mit welchen Inhalten wird KI gefüttert?
Welche Lösungen kann KI bieten?
Sind diese Lösungen gut für alle Gruppen?
Welche Perspektiven fehlen?
Die Sichtweise von Menschen mit Behinderung darf nicht verloren geht.
Auch die Vielfalt in unserer Gesellschaft muss sichtbar bleiben.
Unser Wissen ist von weißen und männlichen Erzählungen geprägt.
Die Sichtweisen von Schwarzen,
Indigenen und People of Color fehlen oft.
Auch Frauen und queere Menschen sind wenig vertreten.
Das gilt auch für unterschiedliche Religionen und Altersgruppen.
Digitale Barrierefreiheit ist mehr als nur Zugang zu digitalen Produkten.
Verschiedene Perspektiven arbeiten an der Gestaltung mit.
Diesen Gedanken leben wir auch mit der Plattform WirfürVielfalt.de.
Im kommenden Jahr wird digitale Barrierefreiheit für alle Websites und Apps gesetzlich vorgeschrieben. Wie findest Du das? Ist das Gesetz konsequent genug?
Die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit ist gut.
Es gibt auch das deutsche Barriere-Freiheit-Stärkung-Gesetz (BFSG).
Alle, die im Internet aktiv sind,
müssen sich mit Barrierefreiheit beschäftigen.
Besonders die Menschen müssen viel lernen,
die bisher wenig über Barrierefreiheit nachgedacht haben.
Teilhabe und Verantwortung sind unsere gemeinsamen Werte.
Digitale Angebote müssen für unterschiedliche Menschen gut sein.
Das Gesetz bietet hierfür eine gute Grundlage.
Welche ersten Schritte würdest Du Unternehmen empfehlen, die gerade erst beginnen, sich mit digitaler Barrierefreiheit auseinanderzusetzen?
Wichtig ist, das eigene Angebot zu prüfen.
Sind die Texte für Screen Reader geeignet?
Screen Reader sind Anwendungen,
die Texte laut vorlesen.
Es ist gut, Überschriften und klare Kontraste zu nutzen.
Es gibt einfache Werkzeuge,
wie den Color Contrast Checker,
um die Farben einer Webseite zu überprüfen.
Ich möchte Workshops über Vielfalt empfehlen.
Austausch mit Expert*innen über Behinderung kann helfen.
Es gibt viele Aktivist*innen und Initiativen,
die Aufklärungs-Arbeit leisten.
Einige findet man auf der Plattform WirfürVielfalt.de .
Gibt es bestimmte Technologien und Werkzeuge, die Du empfehlen kannst, um Websites barrierefrei zu gestalten?
Es gibt verschiedene Werkzeuge,
die bestimmten Barrieren abbauen.
Zum Beispiel SUMM AI oder die Capito App.
Das sind KI-gestützte Lösungen für Leichte Sprache.
AccessiBe liefert Lösungen für verschiedene Bedürfnisse,
wie Sehbeeinträchtigung, ADHS oder Autismus.
Mit dem Werkzeug kann man auch die eigene Webseite auf Barrierefreiheit überprüfen lassen.

Gibt es häufige Fehler, die bei der Umsetzung von Barrierefreiheit gemacht werden?
Barrierefreiheit ist nicht mit einem Schritt getan.
Unterseiten für Leichte Sprache brauchen Pflege.
Barrierefreiheit ist eine ständige Aufgabe.
Sie braucht Zeit und regelmäßige Überprüfung.
Auch die Sprache ist wichtig.
Wir können darüber nachdenken,
wie wir über Behinderung und andere Gruppen sprechen.
Der Verein Sozialhelden hat eine hilfreiche Übersicht erstellt.
Das Projekt heißt Leid-Medien.
Wie Sprache und Rassismus zusammenhängen
und welche Begriffe respektvoll sind,
kann man auf der Webseite von Amnesty International nachlesen.
Über gender-gerechte Sprache gibt es einen Wortschatz.
Es lohnt sich, dort reinzuschauen.
Kennst Du ein Beispiel für eine besonders gut umgesetzte barrierefreie Website?
Ein gutes Beispiel ist die Webseite des Landesmuseums Hannover.
Sie nutzen die Anwendung DIGIaccess.
Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben ISL e.V. hat Gebärdensprache in die Menüleiste integriert.
Auf unserer Webseite inclution.org
haben wir Leichten Sprache, Schriftgröße
und Kontraste in der Menü-Leiste.
Wie siehst Du die Zukunft der digitalen Barrierefreiheit? Welche Entwicklungen erwartest oder erhoffst Du Dir?
Webseiten, digitale Werkzeuge und Anwendungen
können den Zugang zu Teilhabe
für viele benachteiligte Menschen erleichtern.
Smartphones übernehmen viele Aufgaben im Alltag.
Wir müssen Bedürfnisse der Nutzer*innen
bei der Entwicklung von digitalen Anwendungen berücksichtigen.
Das bringt Vorteile für sehr viele Menschen.
Ein Beispiel ist die VBB easy App.
Sie ist für Menschen mit Lernschwierigkeiten gemacht.
Auch ältere Menschen nutzen sie.
Oder Menschen, die große Bilder brauchen.
Für die Zukunft wünsche ich mir,
dass digitale Barrierefreiheit dazu gehört.
Barrierefreiheit ist keine zusätzliche Dienstleistung.
Sie muss von Anfang an da sein.
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Bemühungen nachhaltig und nicht nur eine einmalige Anpassung sind?
Digitale Barrierefreiheit kann es nur dann geben,
wenn Unternehmen Vielfalt leben.
Sie achten darauf, wer im Unternehmen mitarbeitet.
Sie achten auf das Miteinander im Unternehmen.
Unternehmen überprüfen, ob sie Menschen mit Behinderungen beschäftigen.
Sie überprüfen, ob sie Dienstleistungen an Werkstätten auslagern.
Unternehmen brauchen einen Vielfalts-Plan.
Digitale Barrierefreiheit ist dann ein Teil dieses Vielfalts-Plans.
Schlusswort
Herzlichen Dank für das informative und aufschlussreiche Interview, liebe Stana! Digitale Barrierefreiheit ist ein zentraler Aspekt auf dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft. Genau jetzt ist die richtige Zeit, gemeinsam Schritte in Richtung dieses Ziels zu unternehmen. Indem wir Barrieren abbauen und inklusive Lösungen fördern, stellen wir sicher, dass jeder Zugang zu digitalen Ressourcen und Informationen hat. Diese Herausforderung ist gleichzeitig auch eine Chance, unsere digitalen Welten für alle zugänglich und bereichernd zu gestalten.